Aus diesem Grund hat das Stadtarchiv Mönchengladbach bereits im Jahr 2021 ein Forschungsprojekt zur Stadtgeschichte und historischen Bildungsarbeit gestartet. Neben Helge Kleifeld engagiert sich Stella Schuster, die im Rahmen ihres Studiums im Stadtarchiv arbeitet, für das Projekt. Dabei geht es um die „Interdependenzen zwischen dem Joint Headquarter – Rheindahlen und der Stadtgesellschaft Mönchengladbach 1954 – 2013“, wie es das Exposé des Forschungsprojekts zusammenfasst.
Das umfangreiche Projekt soll insgesamt drei Buchpublikationen umfassen. Die erste erscheint noch in diesem Jahr. Circa 400 Seiten zählt das Manuskript, aus dem ein „Häuser-Atlas“ des JHQ werden wird. Jeder Haustyp, der einst im „Hauptquartier“ errichtet wurde, ist in diesem Werk verzeichnet. Lage, Pläne, Beschreibungen der Räume und natürlich Fotos werden sich ebenfalls in dieser hoch spezialisierten Monografie finden.
Nach dieser bautechnischen Betrachtung soll sich das zweite Buch dem sozialen Aspekt widmen, den diese britisch-deutsche Nachbarschaft ausmachte. Erinnerungen, Erlebnisse, Ereignisse wie der Internationale Mönchengladbacher Militärwettkampf und das Nato-Musikfest, aber auch Schulpartnerschaften sollen so nachzulesen sein. Als Autoren gewann Kleifeld ehemalige Offiziere, Reservisten, Journalisten und einen Lehrer. Auch ein ehemaliger englischer Schüler engagiert sich von Großbritannien aus für das Projekt und steuert Material bei.
Die dritte Publikation wird sich wissenschaftlich vor allem mit der sogenannten „Konversion“ und dem „Wüstfallen“ des JHQ beschäftigen. „Konversion bedeutet hier der Übergang von einer militärischen Nutzfläche in eine zivile“, erklärt Kleifeld. „Das ist zwar zunächst nichts Besonderes und gibt es auch mit etlichen aufgegebenen Bundeswehrstandorten, aber das hier im JHQ ist etwas anderes. Das war ja mehr als nur eine Kaserne, sondern ein eigenständiger, intakter Stadtteil.“
Das zweite Phänomen, das sich im JHQ beobachten lässt, sei in dieser Größenordnung im heutigen Deutschland einzigartig: die „Wüstung“. Geografen bezeichnen damit das, was im JHQ seit etwa zehn Jahren seinen Lauf nimmt: Eine Siedlung oder auch Wirtschaftsfläche wird vollkommen verlassen, sich selbst überlassen und auf Dauer verschwinden, sodass nur noch Urkunden, Flurnamen, Reste im Boden, gegebenenfalls Ruinen und mündliche Überlieferungen an diese Orte erinnern.